Nebel

Ein Uhr sechsundfünfzig, ich bin hellwach, draußen ein voller Mond, schockierend hell, und ich weiß nicht mehr, was ich weiß. Anders als in Sokrates‘ berühmtem oida ouk eidos, wo dies „nicht“ der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist mit dem Nichts, das uns auf die Suche schickt. Wie hieß die Frau von Trump nochmal? Wars die Tochter? Ist da draußen Winter ? Was hat Angela Merkel gesagt? Ist jetzt Nacht? Haben sie Aleppo gestürmt oder befreit (das Radio – kein Rezept gegen die Schlaflosigkeit)? Ich hatte Mühe, eins zum andern zu fügen, mir war schwindelig. Dann kam die Angst, es könnte so bleiben. Ein Schlaganfall, locked in, was weiß ich. Mit einem Mal aber wusste ich – wie sich die Leute von Pegida fühlen Dienstags bis Sonntags, wenn sie nicht auf der Straße sind: Elend. Sie wissen nichts, nicht mal, wie verwirrt sie sind, heillos überfordert im Bewusstsein auf der Welt zu sein. Mit diesem Gefühl schlief ich nochmal ein.