Von Hunden und Mäusen

Diktator Kim Jong-un hat den Chef der Bowibu, der Stasi Nordkoreas, abgesetzt. In fünf Herrschafts-Jahren ließ Kim 140 Funktionäre hinrichten, darunter seinen Onkel Jang Song-taek. Ein Gähnen kann Mächtige den Hals kosten, man nickt bei einer Rede ein und wacht als Toter auf – ein Fest für alle Kirchenmäuse. Von einem Tag auf den andern war Onkel Jang „Abschaum, schlimmer als ein Hund“ und wurde aus offiziellen Fotos retouchiert, Menschenrechtsverletzungen, lautete der Vorwurf, ein Witz, nur gar nicht komisch. In den Lagern des Landes werden 150000 Menschen oder mehr gefangen gehalten und gefoltert. Einer von ihnen, Shin Dong-hyuk, geboren im Lager 14, der als Kind die eigene Mutter an den Galgen brachte, konnte als junger Mann fliehen: „Ich habe zu weinen gelernt. Jetzt, da ich draußen bin, lerne ich, Gefühle zu haben. Ich habe das Gefühl, langsam menschlich zu werden.“ Dazu wird der geschasste Chef der Bowibu wohl nicht mehr kommen, ein armer Hund, mit dem niemand Mitleid hat.