Patrioidiotie

Ironie der Geschichte – da wettern Politiker der AfD, bis sie selbst ins Parlament einziehen, gegen die Parlamentarier und den Parlamentarismus als solchen wie einst die Verächter der Weimarer Republik gegen die ewige „Quasselbude“, um jetzt, da sie drin sind, eine Glanzstunde eben dieses Parlamentarismus zu erleben (zu erleiden, denn sie werden mächtig vorgeführt), nicht die erste übrigens, die kurze Rede eines der angeblich so verachtenswerten Alt-Parlamentarier, in einer Debatte zu Deniz Yücel, den die AfD pünktlich nach seiner Freilassung gerügt sehen will: Cem Özdemir verteidigt im Bundestag seine schwäbische Heimat gegen all jene, die nicht nur ihn nach Anatolien entsorgen wollen. Großartig, wie sich hier eine etwas andere Wut Bahn bricht, die der Demokratie verpflichtet ist. Leuchtende Leidenschaft zur Bohrung des äußerst dicken Bretts am äußerst rechten Rand. Wunderbar, wie er der Sitzungsleiterin kurz mitteilt, nein, er lasse keine Zwischenfrage zu. Eine „epische Wutrede“, in der Tat, mit einem Exkurs in den Fußball und die Aufklärung. „Wie kann jemand, der Deutschland so sehr verachtet wie Sie, darüber bestimmen wollen, wer Deutscher ist“. Ein Parlament, das Abgeordnete wie Özdemir hat, lässt sich nicht verachten: „Dieses Deutschland ist stärker, als es Ihr Hass jemals sein wird“.