Tremendous

Der Livestream wird zum Feind meiner Gegenwart. Heute dank des amerikanischen Präsidenten, der im Weißen Haus Nachlese hielt zur Midterm-Wahl. Die Crowd hungriger Journalisten vor dem Einzigen, der seiner ranghöchsten Gegnerin, Nancy Pelosi, zum Sieg gratuliert – um nicht von Niederlagen zu sprechen -, der die Demokraten zu einer Zusammenarbeit einlädt, die wohl eher Unterwerfung wäre, der seinen Machtanspruch herzeigt, splitterfasernackt, wenn er missliebige Journalisten anfaucht, sie sollten sich setzen – mit dem Gewicht von hunderttausend Oberlehrern, nur lange nicht so duldsam. Sein Kniff: Er wartet kaum je das Ende einer Frage ab, um sich zu einer Antwort aufzuschwingen, die ihn hoch hinaus führt, irgendwohin, Florida, Georgia, wo die Kandidaten der Republikaner siegten. Er wirkt angriffslustig, taufrisch, fast ironisch nicht sympathisch, offen zynisch, wieder und wieder selbstherrlich ignorant. Die Journalisten kommen ihm nicht bei, in seiner Härte ist er allen immer den einen Schritt, den einen Gedanken, die entscheidende Chuzpe, das nächste Selbstlob, die enorme Häme voraus: ein blitzschneller Kämpfer, beseelt von der Schlacht, zu der die andern sich erst tragen müssen.