meanstream

Schon Die vierte Gewalt, der eher kleinmütige Anstoß zu einer Großdebatte von Harald Welzer und Richard David Precht, mit dem die beiden Bestsellerautoren sich und der Öffentlichkeit erklären wollten, warum die Mehrheit in Sachen Ukraine nicht ihnen folgen will, wirkte zu eitel um ganz ernst genommen zu werden. Nun folgt in der Neuen Rundschau der zweite Streich (diesmal ohne Precht): Die veröffentlichte Meinung. Mag der Text auch redlich empirische Belege zum Buch nachliefern, leidet er doch wieder unter der Last rechtzuhaben (schwerer als alle Leopard 2). Der mit etlichem Daten-Aufwand betriebene Befund, die „Leitmedien“ reduzierten unisono die Komplexität der Lage und verfehlten ihren Auftrag in der/für die Demokratie, gipfelt im Urteil, der politische Journalismus schreibe „die große Eskalation eines entgrenzten Kriegs oder eines Atomkriegs“ herbei. Dumm nur, dass eben dies doch täglich zu hören und zu lesen ist (mit leider allzu vertraut verächtlichem Unterton). Nicht mal die „Leitmedien“ verschweigen diese Zweifel, um nur meist andere Schlüsse zu ziehen. Selbst geübte Weltdeuter und mächtige Meinungsmacher verfehlen mitunter die Welt und bestimmen die herrschende Meinung nicht – so viel Einsicht in die eigene Ohnmacht sollte schon sein ob eines äußerst brutalen Angriffskrieges, schwerster Verbrechen und einer diversen Mehrheit, die der Ukraine nun mal helfen will. Oft genug ist der Mainstream so gemein an uns vorbeizufließen.

klimawandeln

Am gefühlt einzigen Sonnentag im kalten April waren die Straßen und Plätze Münchens mit einem Mal so belebt, dass einige fragten, was da los sei – der Viktualienmarkt voller als Samstags eh, die Straßen um den Gärtnerplatz von Fußgängern blockiert, vor den Lokalen wurde hart gefeiert. Nichts war los – außer dieser jähen Wärme und der elend langen Zeit davor (und danach), so Viele trieb es ins Freie, mit dem Ausdruck wildester Entschlossenheit und einer Lebenslust, die schon unbarmherzig wirkte.

auch von mir

„Es ist dazu jetzt alles gesagt, auch von mir.“ Sagt Olaf Scholz in Santiago de Chile. Nachdem er eben erst die super schweren Kampfpanzer durchgewunken hat, nach langem Zögern oder einer nicht minder lange währenden hyper genialen Strategie, natürlich ohne viel zu sagen. Oder ohne nichts zu sagen – oder ohne mehr zu sagen als nichts – oder ohne wenigstens zu sagen, was endlich mal zu sagen gewesen wäre. Dafür nennt er jetzt Äußerungen zu Kampfflugzeugen „eigenwillig“. Das mag sogar sein. Scholz selbst allerdings wäre wohl eher eigensinnig zu nennen, radikal antikommunikativ, in sich verkampfpanzert. So, dazu ist jetzt alles gesagt. Von mir.