Anonymismus

 

Sarah Harrison von Wikileaks war in den Münchener Kammerspielen. Fragen nach der sich gen Russland neigenden weltpolitischen Rolle ihrer Organisation schmetterte sie ab. „Sie arbeiten für Transparenz, wollen aber selbst intransparent bleiben?“ – Harrison: „Wir arbeiten für die Machtlosen, deshalb bleiben wir lieber anonym“. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, gefragt, ob es nicht problematisch sei, wie Wikileaks die Namen von Homosexuellen in Saudi-Arabien ungeschwärzt ins Netz zu stellen – sie „habe keinen Grund, von meinem Glauben an volle Transparenz und die vollständige Veröffentlichung dieser Daten abzuweichen“. Brisant Privates, in den Dienst einer Öffentlichkeit gestellt, der man hochmütig dient, übrigens weitgehend blind – Wiki-Arbeit wäre „gar nicht möglich, wenn wir jedes einzelne Dokument lesen würden“. Wer erst mal einen Auftrag hat, braucht keinen Zweifel mehr. Wehe den „Machtlosen“ (nicht, weil sie machtlos sind).