Okay

„Die Metamorphose der Welt“ heißt das posthum veröffentlichte letzte Buch des Soziologen Ulrich Beck über die Verunsicherung des modernen Lebens durch die Moderne selbst. Metamorphose, weil das Wort „Wandel“ nicht mehr hinreichend beschreibt, was wir alle erleben: Das Leben ändert sich in einem fort, kein Zustand dauert an, der Wandel ist total. Wie fatal diese Metamorphose ist, sehen wir nicht nur an der disruptiven Politik eines Kaczyński oder Trump, die den anstrengenden liberalen Rechtsstaat überwinden wollen. Wir spüren sie unmittelbar, wenn wieder ein junger Mann Allahu Akbar rufend über uns kommt oder eine Kölner Nacht zum Kesseltreiben wird. Auf den Blick ins Bodenlose sind wir nicht vorbereitet. Und so sitzen wir, wie die Sondierer in Berlin, gelähmt daheim, wo es immer unheimlicher wird, lassen uns irre machen und sehen zu, wie die Zukunft des Landes, Europas, der Welt von Rechts aus radikal neu vermessen wird. Bis wir anfangen all das Offene wieder zu ertragen, wird es wohl so bleiben. Ein Gefühl der Sicherheit werden wir erst wieder spüren können, wenn wir uns die politische Energie zurückerobert haben.

nach einem Kulturkommentar zum Jahresende für Rainer Volk und SWR-Kultur