Der Livestream vom SPD-Sonder-Parteitag heute ersetzte eine halbe Staffel House of Cards: Eine klaustrophobisch volle irgendwie moderne Riesenhalle; 645 Delegierte im radikalen Stilmix; Medienvertreter, die mit ihren Namensschildern wie Agenten durch die Gänge eilten; zig feurige 3-Minuten-Statements, wunderbar in die Farben der Partei getaucht; zig vernuschelte Genossengenossinnen; der Vorstand frontal zu den Delegierten platziert, irgendwie bescheiden; auf dem Podium die Hüter der Tagesordnung hinter einer ironisch großen Glocke; Jusos als höfliche Rebellen, die Wangen morgenrot; so viel politisches Talent; Altvordere, die noch einmal zeigten, warum sie einst zur Macht gelangten; eine vor Leidenschaft mitreißend aufgelöste Fraktionschefin; ein Ergebnis so knapp, dass es noch keine Macht entfaltete. Alle, die an der müden Demokratie zweifeln, sollten es sich noch einmal ansehen – so viel glückliches Verfahren ist selten.