Spuren der Macht

Was stört mich an Kevin Kühnert? Sein Selbstbewusstsein? Seine Höflichkeit? Seine schlagkräftige, präzise Sprache? Natürlich nicht. Ist es der Umstand, dass er gerade massiv die fahlen Träume der alten Volksparteien auf wieder eine große Koalition gefährdet? Ich wüsste selbst nicht zu sagen, was an der GroKo groß sein soll, außer, dass sie uns Einiges ersparen würde. Es sind wohl die Spuren der Macht in Kühnerts entwaffnend jungem Gesicht, ein satter Zug um den Mund, das Glimmen der Ironie, wenn er der SPD-Führung Respekt zollt oder zum xten Mal gefragt wird, was ihn treibt (ist da was? weiß er es selbst?). Es ist das entspannte Gewusst-wie, die professionelle Frische, der Schwung pünktlich aufbegehrender Jugend – alles läuft derzeit auf ihn zu, so viel Wucht gab es für eine Kampagne schon lange nicht mehr, so viel Gestaltungsmacht entfaltet ein Einzelner selten. Es ist das politische Elend der anderen, das einer kleinen Minderheit die Chance gibt, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen. Es ist nicht Kühnert – ich bin es, der Selbstermächtigung nicht mag.