Eisbrecher

Erregende Bilder: Ein Zug aus Korea hinter der chinesischen Grenze, uralt wie ein Relikt des untergegangenen Ostblocks oder ein 60er-Jahre Monstertruck in den USA, schön wie nur Maschinen schön sein können, fast wie ein Zitat aus dem Film „Snowpiercer“, wo die Herrschenden mit den Unterdrückten und den Abgehängten durch eine Schneewüste rasen. Natürlich fragte ich mich gleich, was hinter dem mäßig frischen Grün und den undurchsichtigen Scheiben passierte, im dunklen Bauch des Zuges. Saß Kim persönlich am Steuerknüppel – oder ein anderer, dem wieder ein anderer eine Waffe an die Schläfe hielt, auf dass man nicht auf freier Strecke liegenblieb? Wurden weiter hinten Menschen gefoltert wie im Camp 14 – oder lag der junge Diktator auf einer hözernen Pritsche bei jemandem, dem er trauen kann? Spielten sie Karten, tranken sie Tee, rissen sie Witze über Xi Jinping oder Donald Trump? Er ist tatsächlich nach Peking gekommen, wie ein Alien, mit einem Ufo, noch stählerner, müder, rostiger und kälter als die Nostromo.