pathologisch

Die noch immer nicht vollends aufgeklärten Ereignisse im saudi-arabischen Konsulat zu Istanbul klingen allemal so fürchterlich und nähren auf nicht minder fürchterliche Weise unsere Klischees von fiesen Herrschern, wildfremder Grausamkeit, pflichtbewussten Folterknechten – Halsabschneidern mit Beamtenstatus – und einem heillos verliebten Opfer, dass ein Wort wie „Knochensäge“, das zuletzt in allen Artikeln auftauchte, seine wundersame Macht entfalten kann. Wie anders wäre die Herrschaft über die eigene Phantasie zurückzuerobern? Was hätten wir dem Ungeheuerlichen entgegenzusetzen als eine von versierter Pathologenhand geführte Säge zur Zerlegung eines Menschenkörpers? Wo eine Knochensäge ist, da fallen nicht nur Späne. Dank dieses bösen Instruments, seinen argen Geräuschen, lässt sich diese Gegenwart, wenn auch unter Schmerzen, für einen Augenblick begreifen.