hängig

In den USA verlangen über 1100 frühere Mitarbeiter der Justiz den Rücktritt von Minister Barr. Er hat sich in den Fall Roger Stone eingeschaltet, Ex-Cleaner von Trump. Der twitterte seinen Zorn über die harschen Strafanträge der Staatsanwälte hinaus – und Barr, der im Sinn des Präsidenten intervenierte ohne eben dies getan haben zu wollen, steht nun nackt da. In der Türkei sprechen sie Osman Kavala frei, sie rehabilitieren ihn nach zwei Jahren Gefängnis, in das er für seine Liebe zum Gezi-Park geworfen wurde. Eigentlich. Denn sofort ergeht – heute Abend – ein neuer Haftbefehl, diesmal soll es der Putsch von 2016 sein. Die Wahrheit ist so offensichtlich wie die Lüge absurd, ja lächerlich – nur bleibt diese mächtiger. Es mag uns fern vorkommen und ist doch so nah. Gefährlicher als die Chuzpe der Mächtigen ist die Nonchalance derer, die sich nicht zu den „1100“ zählen, jener Mehrheit, über die jeder Justizapparat der Welt verfügt, die es sich niemals nehmen lässt ihre Arbeit zu tun, und sei es gegen „ihren“ Rechtsstaat. Juristen lernen vom ersten Semester an, sie hätten gegen so was aufzustehen. Vom ersten Tag in der Praxis an lernen sie, dass sich das nicht lohnt. Die Mitläufer, die willigen Helfer, die Karrieristen und aus Trägheit Unbeteiligten, die ganz normalen Kollegen sind es, die uns erschrecken sollten: Sie sind da, unter uns, um alles mitzutragen. Wir sind es.