feigling

Nah meiner Wohnung in München liegt ein Lokal, das ich den Pornobayern nenne, so deftig sein Name – ein urbayerischer Vorname -, die Kellner wie aus dem Sonnenstudio in die Lederhosen gestiegen, die Kolleginnen im übergrellen Dirndl, alles viel zu laut bis zur launigen Musik, grobes Zitat, Bayern arg dialektisch. Im Lockdown öffnen sie schon mal für ein paar Stunden den Straßenverkauf. Und so standen wieder Hunderte auf den Gehwegen, rauchten, herzten sich, posten, spuckten die Deckel kleiner Feiglinge vor die Autos, eine radikale Spaßguerilla, unpolitisch. Mittendrin zwei Polizeiwagen – wie Krokodile auf der Sandbank -, müde Beamte, die nicht aussteigen wollten – außer ihnen trug hier niemand Maske. Wie nach Atem ringend starrten sie auf ein Treiben wie zur Zeit der Pest hinaus, als die Leute, um gegen das Sterben anzufeiern, mit dem roten Tod tanzten. „Wir hören nicht auf, bis es aufhört!“ So standen sie in dichten Pulks vor meiner Haustür heute, vogelwildes Aufbegehren, so rücksichtslos wie lebendig.