Momentum mal!

Letzte Nacht ist es wieder passiert („ARD-Infonacht“ für die, „die nachts nicht schlafen können“ und die nach den Zeichen der Ohnmacht graben), ein Autor (sein Thema entglitt mir im Dämmer gleich wieder) sagte: Momentum. Ein Wort, das immer häufiger fällt, gern im (politischen) Feuilleton, wo es wohl jenen auratischen Augenblick meint, den es zu begreifen gälte, die verdichtete Sekunde, da Großes möglich wird. Auf umständliche Weise lateinisch (auch ich hatte Latein – und Griechisch – und habe es geliebt)  leicht bildungs-parfümiert, gern etwas hochtrabend. Ein Wort aus der Physik (Dauer in Bewegung), das hier mehr ahnt als es weiß, wenn auch entschieden, das lieber raunt als scharf aufzufassen. Ein Buch von Roger Willemsen hieß so, laut Verlag eine „Anleitung, die entscheidenden Augenblicke unseres Lebens zu erkennen“, ein Text immerhin vom Reisen, immer in Bewegung, ein teurer Kopfhörer heißt so, für unterwegs, und nun jene flüchtige Macht, die will, dass wir sie festhalten. So wird es zum Angeberwort, das einen armen Augenblick mit dem harten Zuckerguß der Bedeutung überzieht. Glücklich, der dies Momentum nicht ergreift.