frei

Neulich, auf dem Weg durch die Stadt, überholte ich einen kleinen Umzug, kaum mehr als ein Dutzend Menschen, die langsam, eskortiert von Polizei, über eine gesperrte Straße zogen, um für ihre in den Lagern Libyens gefolterten Landsleute zu demonstrieren. Stop killing… . Der Taktgeber lief neben einem ´Feuerwagen her, auf dem Dach die großen Lautsprecher. Stop killing Eritrean refugees in Libya. Dahinter, in dünne Jacken gehüllt, der versprengte Trupp der Übrigen, jedes der Worte wie im Kanon spiegelnd: Stop…, stop…, stop…, stop das Töten… . Ein Mann am Straßenrand meinte in stark gebrochenem Deutsch, das bringe ja nichts, sei schlecht organisiert, niemand werde sie verstehen. Die verzerrte Stimme des Rufers, ihr kurzes Echo im Novembernebel, die stoischen Polizisten, die Leere der Straße, der Gleichmut der Passanten – selten schien mir Freiheit einsamer.