Früchte des Zorns

Wer bei Vollmond wachliegt, kann um so länger wachträumen – oder Radio hören. Ich tauchte letzte Nacht halbe Stunde um halbe Stunde tiefer in Trumps „State of the Union“-Rede ein, die zeitgleich in Washington ablief. Alles klang dramatischer als es wohl wirklich war, die Beifallsstürme, die Pfiffe, Trumps lockerer Ton, sein fanatisches Selbstlob, der entfesselte Optimismus. Da im Dunkeln liegend verstand ich wieder, was sein Gerede von den Fake News will – alles Faktische mit seinem trockenen Anspruch auf Wahrheit ist weggefegt, die Bühne frei für die schiere Suggestionskraft eines wahren Entertainers. So war ein „neuer amerikanischer Moment“ gekommen, der sich auf gar nichts gründen musste als den irren Glauben an die eigene Performance.